Wie male ich alte Scheunen? 

Als junger Kunststudent kaufte ich mir einige dieser amerikanischen Zeichenhefte, die dasselbe anboten wie heute die unzähligen online-Tutorials: Anleitungen zu bestimmten Themen wie Porträtzeichnen, Karikaturen, Perspektive usw.

Unter all diesen Heften war eines mit dem Titel «How to Paint Old Barns». Nicht dass ich es kaufte – aber ich amüsierte mich köstlich darüber, dass sich jemand die Mühe gemacht hatte, den Menschen beizubringen, wie alte Scheunen zu malen sind. In meinem Studium lernte ich nämlich die Grundlagen mit dem Ziel, danach ALLES zeichnen und malen zu können – auch alte Scheunen.

Im Emmental, wo ich aufgewachsen bin, sagt man: «Wenn eine alte Scheune Feuer fängt, dann brennt sie lichterloh.» Damit beschreibt der Volksmund jemanden, der sich im Alter noch einmal verliebt und darob den Kopf – und sonst noch einiges – verlieren kann. Als ich neulich diesen Spruch hörte, wurde die Erinnerung an jenes Zeichenheft mit den «Old Barns» wieder wach, und ich musste schmunzeln, als ich daran dachte.

Seit meinem Studium sind viele Jahre vergangen, doch ein Grundsatz, den ich von meinen Lehrern gelernt hatte, ist geblieben: Das Verstehen der Grundlagen führt zur Freiheit im Zeichnen und Malen.

Das vermittle ich – nunmehr selber Lehrer – in der Cartoonschule. Zum Beispiel im Jahreskurs «Der Zeichenkoffer». Da lernst du vier Dinge, die man kennen und können sollte, wenn man zeichnen will. Vier Dinge – nicht mehr. Gewissermassen ein Tisch mit vier Beinen, auf dem ALLES Platz hat, was es überhaupt zu zeichnen gibt!

Etwas hat sich in all den Jahren hingegen verändert: meine Sicht auf das Leben. Der freche Witz der Jugend hat dem etwas sanfteren Humor Platz gemacht – und statt eines Ausrufezeichens steht nun öfters ein Fragezeichen im Raum. So ist mir eine Frage durch den Kopf gegangen:

«Wie kommt es dazu, dass jemand überhaupt eine alte Scheune malen möchte?»

Warum nicht eine traumhafte Landschaft, eine zarte Rose oder eine schöne Frau? Warum um Himmels Willen eine alte Scheune? – Eine interessante Frage, finde ich. Wollen wir diese bis zum nächsten Newsletter etwas unters Kopfkissen legen? Vielleicht haben wir bis dann eine Antwort darauf.

Ein herzlicher Gruss – mit Ausrufezeichen 

                                                                                           Matto

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