Alte Scheunen 

Im Oktober-Newsletter erinnerte ich mich an ein Zeichenheft, welches ich als junger Kunststudent so amüsant fand, weil es Anleitungen zum Malen von alten Scheunen gab. Dabei liess ich die Frage stehen: «Wie kommt es dazu, dass jemand überhaupt eine alte Scheune malen möchte? Warum nicht eine traumhafte Landschaft, eine zarte Rose oder eine schöne Frau? Warum um Himmels Willen eine alte Scheune?»

Wenn du lesen magst, welche Antwort ich darauf gefunden habe, lass mich einen Bogen spannen:

Albert Anker war ein Schweizer Maler. Er lebte von 1831 bis 1910 und malte vorwiegend Menschen und Szenen aus dem ländlichen Alltag. Ich mag seine Kunst. Allerdings weniger die Bilder rotbackiger Kinder, die jeder kennt, weil sie bis zum Abwinken reproduziert wurden. Sein Werk umfasst viel mehr!

Eines meiner Lieblingsbilder ist ein Stillleben. (Wird tatsächlich mit drei l geschrieben, weil es nicht von «Stil» abgeleitet ist, sondern vom niederländischen «still leven», was «stilles Leben» bedeutet). Besagtes Bild heisst «Kaffee und Kartoffeln». Was da so still auf einem rustikalen Tisch liegt, ist nicht schön im herkömmlichen Sinn. Weder die Kaffeekanne, noch das angeschnittene Brot dahinter. Auch nicht der Milchkrug und die abgewetzte Tasse. Und schon gar nicht die Kartoffeln mit der aufgeplatzten Schale.

Als schön empfinde ich das Bild, weil es mich tief innen berührt und etwas anklingen lässt. Vielleicht das Gefühl von Ruhe, Wärme und Geborgenheit und einem friedlichen Innehalten im Lauf der Zeit. «Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters», heisst es. Ich finde, es geht noch tiefer und hat etwas mit dem Herzen zu tun. Joseph von Eichendorff weist in seinem wunderbaren Gedicht darauf hin:

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.

Nimmst du beim Zauberwort den Buchstaben w weg, wird ein «Zauberort» daraus. Schaffe dir im Getriebe dieser verrückten Welt eine Insel, und du findest diesen Ort. Er liegt in dir. Dort wohnt die Kraft, die dem Leben die Freude und die Schönheit zurückgibt. «Alles ist schön, was mit Liebe betrachtet wird.»

Das können auch Kartoffeln, abgewetzte Tassen – oder alte Scheunen sein.

Viele Wege führen zu diesem magischen Ort der Ruhe. Das Zeichnen ist einer davon.             

                                                    Matto

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