Humor

Humor 

Der Humor gehört zum Cartoon wie das Ei zum Huhn. Doch was steckt eigentlich in diesem «Ei»?

“Humor ist, wenn man trotzdem lacht”. Diesen Spruch zitieren wir gerne, vielleicht auch um kundzutun, dass wir über Humor verfügen. Doch haben wir Humor, bloss weil wir ihn mit einer klugen Definition in Worte fassen können? Und verstehen wir überhaupt den tieferen Sinn des Spruchs?

Das «Trotzdem» ist uns am ehesten vertraut. Das sind all die kleinen und grossen Gewichte, die uns statt der geplanten Höhenflüge im Leben oft nur bescheidene Hüpfer gestatten. Die Sandsäcke, die an unserem Ballonkorb hängen. Und davon gibt es, weiss Gott, genügend!

Beim «Lachen» wird es schon schwieriger. Es hat so viele Gesichter! Vom leisen bis zum schallenden Lachen, von versteckt und schadenfreudig bis zum Lachen, bei dem man sich buchstäblich in die Hosen macht. Man kann sich «ausschütten vor Lachen», und ich habe schon so gelacht, dass es richtig wehgetan hat. – Welches Lachen ist nun gemeint, wenn «trotzdem» gelacht wird? Wie lacht der Humor?

Der Philosoph Yves Bossart hat es schön ausgedrückt in seinem Essay «Ein Hoch auf den Humor. Wer lacht, lebt besser – stirbt aber trotzdem.»

Darin schreibt er:

«Ich lache für mein Leben gern. Ehrlich gesagt: Ich weiss nicht, ob ich ohne Humor überhaupt noch am Leben wäre. Das Lachen hilft mir in schweren Zeiten, in Momenten der Verzweiflung, der Anspannung, der Angst und Überforderung. Aber auch in peinlichen Situationen. Humor ist eine Abwehrreaktion. Er schafft Distanz – zur Welt und zu mir selbst. …Wenn wir lachen, treten wir einen Schritt zurück, wir verändern unsere Perspektive und sehen die Welt auf neue Weise: ehrlicher, leichter, befreiter.»

Ja, das ist es! Dieser Schritt, den wir zurücktreten – er schafft Raum und lässt uns wieder atmen. Er befreit uns aus dem Käfig, den das beschränkte Ego und dessen Assistent – der überaus wichtige und ernsthafte Verstand – für uns gezimmert hat. Er hilft uns Frieden zu schliessen mit der Tatsache, dass wir nicht so grossartig sind, wie wir es gerne hätten. Er lässt uns Fehler machen – und dennoch liebenswerte Geschöpfe sein.

Witz und Humor wird oft in denselben Topf gesteckt. Dabei gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden: Der Witz macht Spass, kann aber auch verletzen. Zudem braucht er den Applaus und ein grosses Lachen, damit er zufrieden ist. Humor hingegen hat es nicht nötig, lautstark daherzukommen. Er hat immer etwas mit Liebe zu tun, und weil das eine grosse Kraft ist, kann sein Lachen herzhaft oder leise sein – und vielleicht nur ein Lächeln, aber es kommt aus dem Herzen und vermag dadurch vieles zu heilen. So habe ich die Widmung gemeint, die ich vor elf Jahren dem ersten Strichmännchen-Buch auf den Weg gegeben habe:

Für alle Menschen,
die in ihrem Leben den Humor bewahren,
diesen göttlichen Balsam aus Leichtigkeit und Liebe.

So wünsche ich dir – ungeachtet aller «Trotzdems» – immer wieder ein befreiendes Lachen, denn wie sagt eine japanische Weisheit so schön: «Das Glück kommt zu denen, die lachen.»

                                                             Matto

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Der blaue Papagei

Der blaue Papagei 

“Du hast einen Vogel!” Diese Bemerkung kennen wir alle. Ausgesprochen oder nonverbal, meist aus dem schützenden Auto heraus, mit dem Zeigefinger am Kopf.

Kürzlich war ich in der Stadt, und da erlebte ich das mit dem Vogel auf eine ganz besondere Weise: Während ich vor dem Fussgängerstreifen auf Grün wartete, sah ich Blau – und wie! Mir stand der Mund offen, als eine Frau daherkam. Nicht etwa wegen der Frau, sondern weil sie auf jeder Schulter einen grossen blauen Papagei trug! “Bei Ihnen kann man wirklich sagen, Sie hätten einen Vogel”, sagte ich zur Frau, als ich mich etwas erholt hatte. “Ja, sogar zwei”, entgegnete sie lachend. Und der eine Papagei lachte mit – oder krächzte zumindest ohrenbetäubend. Dann wurde es Grün, und die beiden Blau überquerten mit der Frau die Strasse.

Das blaue Wunder, das ich soeben erlebt hatte, wirkte bei mir noch eine ganze Weile nach. Es stimmte mich heiter, und ich fühlte mich auf eine seltsame Art mit dieser Frau und ihren

Papageien verbunden. “Im Grunde genommen”, sinnierte ich beim Weitergehen, “sind Strichmännchen und Cartoonfiguren solche Papageien: Wir tragen sie zwar nicht auf den Schultern herum, und sie krächzen nicht. Doch auch sie kommen aus einer anderen Welt, überraschen uns und bringen für einen Moment wohltuende Heiterkeit ins Leben.”

Es braucht ein klein wenig Verrücktheit und etwas Mut, blaue Papageien durch die Stadt zu tragen. Gewiss gilt das auch, wenn wir Strichmännchen und Cartoonfiguren in die Welt setzen. In einer Zeit, wo der überaus wichtige und ernsthafte Kopf das Sagen hat, ist es manchmal nicht einfach zuzugeben, dass ein Kind in uns steckt, das gerne lustige Dinge zeichnet.

Doch es ist ausgesprochen herzerfrischend, wenn wir es dennoch tun! – So wünsche ich dir ein bisschen Verrücktheit und viel Mut für deine ganz persönlichen blauen Papageien!

                                                                              Matto

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Unser eigenes Königreich

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Die grösste Kraft in unserem Leben ist die Liebe. Sie macht uns gross und stark. Durch sie werden wir zum König oder zur Königin in einem Reich, das wir frei und selbstbestimmt regieren – zum Wohl von uns und allem, was uns anvertraut ist.

Das Gegenteil von Liebe ist nicht etwa der Hass – es ist die Angst. Das Wort kommt aus dem Lateinischen “angustus” und bedeutet “eng”.

Das Witzige an diesem Wort ist, dass sich der zweite Buchstabe umdrehen lässt: Das n wird zum u. Erst breitbeinig und bucklig wird derselbe Buchstabe nun nach oben offen wie ein Gefäss, und das Wort bekommt eine völlig andere Bedeutung: Aus “angustus” wird “augustus”. Das heisst “erhöht”, “erhaben” oder “ehrwürdig”.

Augustus hiess früher ein mächtiger römischer Kaiser. Heute kommt der Name – ausser in einer Monatsbezeichnung versteckt – praktisch nur noch beim “dummen August” im Zirkus vor. Irgendwie bezeichnend für die Zeit, in der wir leben. Das u ist umgedreht. Wir fühlen uns alles andere als erhaben, und was herrscht, ist die Angst. Diese wird tüchtig geschürt, so dass wir gar nicht auf die Idee kommen, uns als König oder Königin zu fühlen. Eher sind wir Sklaven aller möglichen Zwänge – Bauern auf dem Schachbrett anonymer Spieler.

Das mag alles so sein, doch was ums Himmels Willen hat das mit dem Zeichnen zu tun? Mehr als man denkt!

Wenn ich zeichne, erschaffe ich mir ein eigenes Königreich. Mit jedem weissen Blatt, das ich zur Hand nehme, eröffnet sich mir eine schier grenzenlose Freiheit, dieses Reich mit Formen und Farben zu besiedeln. Ich spiele die höchste Fähigkeit aus, die uns Menschen gegeben ist – aus dem Nichts etwas zu erschaffen. Das sprengt die Fesseln des Sklaven – ich bin König in meinem Reich! Dabei kann ich die Welt und die Zeit vergessen, und das ist eine Form von Glück.

Der Krieg und das Leid, das sich nunmehr vor unserer Haustüre abspielt, ist bittere Realität. Sich Freude zu gönnen oder gar glücklich zu sein, scheint unter diesen Umständen nicht angebracht. Vielmehr versuchen wir, das Unfassbare zu erfassen, indem wir es im Gespräch und in den sozialen Medien mit anderen teilen. Dabei merken wir nicht, dass dies nichts zu einer Verbesserung der Situation beiträgt. Gar nichts! Im Gegenteil. Ungewollt tragen wir dazu bei, die Angst zu verbreiten. Wir füttern den schwarzen Wolf, während der weisse daneben verhungert.

Wäre es da nicht besser, etwas Energie und Aufmerksamkeit unserem eigenen Königreich zu widmen? Es ist wohl nur ein kleines Licht, das wir damit anzünden. Doch auch eine Kerze vermag Dunkelheit zu vertreiben. Und was wäre, wenn es ganz viele solcher Lichter gäbe?

________

Das Schlusswort möchte ich einer lieben Teilnehmerin unserer Ferienkurse überlassen. In einer Mail hat sie mir kürzlich geschrieben:

Die Nachrichten aus der Ukraine bedrücken uns alle, und der Mut, mit dem die Menschen für ihre Freiheit kämpfen, ist unglaublich. Umso mehr sollten wir dieses kostbare Gut wertschätzen. Ich bin jeden einzelnen Tag dafür dankbar – und auch für das schöne Wetter und die Tulpen und Narzissen, die jetzt in meinem Garten heranwachsen.

Habt eine gute Zeit, bleibt gesund und schaffensfroh!

Diesen schönen Wunsch gebe ich gerne mit einem herzlichen Gruss an Dich weiter

Matto

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Spass oder Freude?

Spass oder Freude

Zeichnen macht Spass! Ist das so?

Nein, wenn du mich fragst. Es wäre etwa so, als wenn du sagen würdest: “Bergsteigen macht Spass!” Damit ist nicht gemeint, dass das Bergsteigen oder das Zeichnen nicht lohnenswert wäre. Es heisst einfach, dass es dabei nicht um Spass geht. Es geht um etwas anderes.

Wir leben in einer Spassgesellschaft. Das Bestreben ist, mit wenig Einsatz ein Maximum für sich herauszuholen. Möglichst gratis und ohne Anstrengung. Das ist verlockend – aber trügerisch.

Der Spass ist ein Gaukler. Es ist nichts einzuwenden gegen ihn. Auf dem Jahrmarkt des Lebens hat er durchaus seinen Platz. Er sorgt für Unterhaltung. Doch wie das Wort sagt, sorgt er auch dafür, dass etwas unten gehalten wird – die Einsicht nämlich, dass der Spass etwas verspricht, das er nicht zu geben vermag: einen echten Lohn.

Ich habe in der Studentenverbindung eine Menge Spass erlebt. Doch auch das, was im Studentenlied so schön beschrieben wird: …”Busse tun beim Katzenjammer.” Das verschweigt uns der Spass: Er hat meist eine Kehrseite, auch dann, wenn kein Bier im Spiel ist wie bei den Couleurbrüdern.

 

Was ist denn der echte Lohn – und was hat nicht diese Kehrseite? Es ist das, was wir beim Bergsteigen und Zeichnen – und bei allem, was wir mit ganzem Herzen tun – suchen und tatsächlich finden: die Freude. Während der Spass stets etwas ist, was von aussen kommt, weist uns die Suche nach Freude den Weg nach innen. Dort ist zu finden, was wir vergeblich im Aussen suchen: den “schönen Götterfunken”, wie Friedrich Schiller die Freude in seiner berühmten Ode nennt.

Wer nach Überwindung aller Hindernisse schliesslich oben auf dem Berg steht – oder die fertige, auf ein weisses Blatt gezauberte Zeichnung betrachtet, mag diesen Funken spüren. Ein schöner Lohn.

Auch wenn es in diesen Zeiten fast unanständig scheint, Freude zu empfinden oder gar auszudrücken, tun wir es dennoch. Wenn der grimmige Kriegsgott sich erlaubt, den Funken ins Pulverfass zu werfen, dürfen schöne Götterfunken auch sein – erst recht!

                                                               Matto

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Die Kreation

Die Kreation

Inspiration ist, wenn dich die Muse küsst. Das ist etwas zwischen dir und deiner Muse – eine ganz persönliche, um nicht zu sagen: intime Sache. – Willst du nun deine Inspiration für andere sichtbar machen, ist das eine Kreation. Nicht einfach, so einen Kuss zu erklären. Es ist eine Kunst!

Ob der Begriff “Kunst” nun von “künden” oder “können” kommt, darüber streiten sich die Geister. Ich finde, es braucht beides: Als Künstler solltest du deine Inspiration verkünden können. Diese muss natürlich vorhanden sein, damit es überhaupt etwas zu verkünden gibt. Auch wenn gewisse Erscheinungen in der Kunstszene zeigen, dass es auch ohne Inspiration geht, gemäss dem Spruch: “Wer nichts zu sagen hat, tut dies meist besonders laut.” Doch darum geht es hier nicht.

Da die Muse bei stürmischem Wetter nicht landen kann, solltest du zuerst einen ruhigen Landeplatz schaffen – im Kopf und im Herzen, denn Ruhe ist die Voraussetzung für Inspiration, wie im letzten “Zeichentipp” ausführlich beschrieben. Hast du Glück, kommt es zum Musenkuss – und dann beginnt die Arbeit: die Kreation.

Drei Faktoren spielen dabei mit. Sie bilden das Dreieck der Kreation:

Als Künstler musst du immer alle drei Punkte im Auge behalten und ausbalancieren, indem du entscheidest, welches Gewicht du den drei Ecken gibst. Schauen wir zum besseren Verständnis drei extreme Situationen an:

 

Bleibst du nur in der ersten Ecke kleben, fehlt dir die Kommunikation, um eine Brücke zu anderen Menschen zu bauen – du wirst gar nicht wahrgenommen. Wenn du dich um das Handwerk auch nicht kümmerst, bist du nicht fähig, deine Botschaft in eine ansprechende Form zu bringen. Du bleibst auf deinen Inspirationen sitzen – egal, wie grossartig diese sein mögen.

Konzentrierst du dich zu sehr auf die zweite Ecke und hast dazu handwerkliches Geschick, bist du ein rein kommerzieller Künstler, ganz und gar abhängig von der Gunst des Publikums – und wirst wohl irgendwann ausgebrannt sein. Fehlt zudem das handwerkliche Können, wirst du selbst auf einer Hobbyausstellung keine Bewunderung ernten.

Legst du das ganze Gewicht auf den dritten Punkt, das handwerkliche Geschick, lauert die Gefahr des Erstarrens. Was du machst, ist vielleicht technisch perfekt, aber blutleer. Es fehlt die Inspiration und ein wesentlicher Teil der Kommunikation: das Herz. Daher berührt es die Menschen nicht – und macht auch dir nicht wirklich Freude.

Je besser du das Dreieck der Kreation verstehst und all seine Aspekte anwenden kannst, umso stärker werden deine Werke ausstrahlen.  

In der Cartoonschule geht es natürlich um das handwerkliche Können. Doch wir arbeiten stets auch am Verständnis der beiden anderen Ecken des Dreiecks, denn unser Ziel ist nicht die Perfektion, sondern die Freude an der Kunst! Franz von Assisi hat es schön ausgedrückt:

Der, welcher mit den Händen arbeitet,
ist ein Arbeiter.
 

Der, welcher mit den Händen und dem Kopf arbeitet,
ist ein Handwerker.

Der, welcher mit den Händen, dem Kopf
und dem Herzen arbeitet,
ist ein Künstler.

Ich wünsche dir – mit und ohne Zeichenstift – eine gute Balance von Kopf – Herz – Hand.

Matto

Die Inspiration

Die Inspiration

“Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen!” In meiner Kindheit haben sich die Eltern mit diesem Spruch bei mir nicht beliebt gemacht – aber die Arbeit wurde erledigt, und widerstrebend habe ich gelernt, dass das Vergnügen nach getaner Arbeit tatsächlich mehr Spass macht.

Nun, wenn es um Inspiration und Kreation geht, ist es genau umgekehrt. Hier heisst es: “Zuerst das Vergnügen, dann die Arbeit!” Die Inspiration ist das Vergnügen! Allerdings nur, wenn sie stattfindet. Beim Schreiben oder Zeichnen vor einem leeren Blatt zu sitzen und sich den Kopf zu zerbrechen, nur um herauszufinden, dass nichts Brauchbares drin ist – das ist eine unangenehme Erfahrung. Überhaupt kein Vergnügen.

Wenn das geschieht, wird einfach am falschen Ort gesucht. Inspiration kommt nicht aus dem Kopf. Dort ist nur zu finden, was wir im Laufe des Lebens gesammelt und fein säuberlich eingelagert haben. In all den Jahren kommt da einiges zusammen – genug, um jede Menge Blätter zu füllen! Aber es ist wie die alte Langspielplatte, welche Onkel Paul an Weihnachten jeweils aufzulegen pflegte: Vertraut, aber nichts Neues.

Wirklich gute bis geniale Einfälle kommen aus einer grösseren Quelle als unserem limitierten Verstand. Doch nicht so ohne weiteres. Der Begriff “Inspiration” kommt von in = hinein und spirare = hauchen. Eine zarte und leise Sache ist so ein Hauch. Will man ihn wahrnehmen, muss der laute Verstand erst den Mund halten. Dafür sorgt die Meditation. Das heisst, die Mitte finden. Dort herrscht Ruhe.

Nun braucht Meditation nicht stundenlanges Sitzen mit gekreuzten Beinen zu sein. Meditation ist im Grunde genommen alles, was dich in deine Mitte und in die Ruhe bringt. Es kann auch ein Waldspaziergang sein – oder sogar das Zeichnen selber! Entspannung und Atmung gehört stets dazu. Wenn du dich auf die Suche begibst, wirst du deinen eigenen Weg in die Mitte finden.

Dort angekommen, kann dich die Inspiration finden – wenn sie will. Sie lässt sich so wenig dazu zwingen wie ein Schmetterling, der sich auf deine Hand setzen soll. Inspiration ist immer ein Geschenk – und deshalb ist sie das Vergnügen. Danach kommt die Arbeit: die Kreation. Diese wollen wir im nächsten Zeichentipp anschauen.

Matto